Die „Geldillusion“ - Ein klassischer Urteilsfehler
Besitzt du Geld, bist du Gläubiger*in. Geld ist am Ende nur eine Rechengröße und ein Versprechen des jeweiligen Staates bzw. der Notenbank. Geld ist am Ende eine Forderung die sich auf dem Vertrauen der Gläubigerinnen und Gläubigern stützt. Die Gläubiger*innen sind wir alle, sei es als Bargeld-, Sparbuch- oder Staatsanleihenbesitzer*innen. Der Schuldner ist der jeweilige Staat und seine Notenbank. Doch wie sicher ist diese Forderung nun wirklich? Früher war die Menge des umlaufenden Geldes verpflichtend durch eine entsprechende Menge an Gold im Besitz des Staates oder der Banken abgesichert. Das und die gesetzliche Unabhängigkeit der Notenbanken schützte bis zu einem gewissen Grad vor inflationstreibenden Gelddrucken der Regierungen. Die Deckungsvorschrift gibt es heute nicht mehr. An der Unabhängigkeit der Notenbanken und deren Auftrag zur Inflationsbekämpfung hat sich grundsätzlich nichts geändert.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - Die Golddeckung
Als Golddeckung bezeichnet man die Deckung der umlaufenden Banknoten in einer fixen Quote durch Goldreserven der Notenbank. Gold ist ein knappes Gut. Der Zweck der Golddeckung war also ein natürlicher Schutz vor beliebigem Gelddrucken mit der Notenpresse. In früheren Zeiten hatten Notenbanken nämlich noch die Verpflichtung, jederzeit in der Lage zu sein, ausgegebene Banknoten gegen Gold oder Silber einzutauschen. Um diese Verpflichtung erfüllen zu können, war zu einem bestimmten Prozentsatz eine Deckung mit Edelmetallen wie Gold oder Silber notwendig.
Unser heutiges Währungssystem ist nicht mehr durch Gold abgesichert. Der Dollar nicht mehr seit 1971 und auch die Ausgabe des Euro-Bargeldes ist schon seit seiner Einführung vor knapp 25 Jahren an keine Deckungsvorschrift gebunden.
Der natürliche „Begrenzer“ Golddeckung ist lange abgeschafft. Heute müssen wir schlichtweg Vertrauen haben. Vertrauen in die Haushalts- und Schuldenpolitik der jeweiligen Regierungen sowie in die Geldpolitik der Notenbanken und das Verantwortungsgefühl und die Unabhängigkeit ihrer Entscheidungsträger. Dessen musst Du Dir also bewusst sein, wenn Du Geld beispielsweise in der Währung Euro oder Dollar besitzt. Du solltest Dir bei der Entscheidung über die richtige (und für Dich sicherste „Portfolio-Mischung“) in einer hoch verschuldeten Welt wirklich ausschließlich Gläubiger*in sein möchtest.
Das gute alte Sparbuch und die Einlagensicherung
Auch als Sparbuchbesitzer*in bist du auf der Gläubigerseite. Du trägst ein kombiniertes Ausfallrisiko, das aus folgenden Risikokomponenten besteht:
• Du musst in erster Linie der Bank und dem Einlagensicherungssystem vertrauen, das für die Bank gilt, bei der Du die Spareinlage hältst
• und du musst in zweite Line auf die Werthaltigkeit der Geld-Forderung gegen den ausgebenden Staat und seine Notenbank vertrauen.
Woher kommen die Mittel für die staatliche Einlagensicherung?
Die finanziellen Mittel für die Einlagensicherung stammen aus jährlichen Beiträgen, die die Banken an die Entschädigungseinrichtung entrichten müssen.
Für österreichische Einlagen gilt: Die staatliche Sicherungseinrichtung hat einen Einlagensicherungsfonds bestehend aus verfügbaren Finanzmitteln in der Höhe von zumindest 0,8 vH der Summe der gedeckten Einlagen der Mitgliedsinstitute (Zielausstattung) einzurichten.
Daraus folgt, dass die Höhe der Dotierung des Einlagensicherungsfonds aktuell mit ca. 1,9 Mrd. EUR (entspricht 0,8 Prozent von ca. 230 Mrd. EUR) beziffert werden kann. Der Fonds wurde sukzessive dotiert und ist im Jahr 2024 erstmals voll gefüllt.
Um eine Relation zu haben, wie viel 1,9 Mrd. sind:
• Zunächst betragen die verfügbaren Finanzmittel nicht 100 Prozent, sondern eben 0,8 Prozent der Summe der gedeckten Spareinlagen.
• Man bedenke, dass der von der Hypo Alpe Adria verursachte dem Steuerzahler bis heute einen wesentlich höheren Schaden als 1,9 Mrd. EUR verursacht hat und die Insolvenz der vergleichsweise kleinen Commerzialbank Mattersburg 2020 verursachte rund 500 Mio. Schaden für die Einlagensicherung.
• Beansprucht ein Institut aufgrund seiner Zahlungsunfähigkeit den Einlagensicherungsfonds, ist es nicht unwahrscheinlich, dass möglicherweise weitere Banken mitgerissen werden und den Fonds ebenfalls belasten.
⚠️Fazit: Bei der Beurteilung der Sicherheit von Spareinlagen sollten zusammenfassend folgende Punkte beachten:
• Die staatliche Einlagensicherung ist abgeschafft,
• der Einlagensicherungsfonds ist 2024 mit rund 1,9 Mrd. voll gefüllt.
• Beansprucht ein Institut aufgrund seiner Zahlungsunfähigkeit den Einlagensicherungsfonds, ist es nicht unwahrscheinlich, dass möglicherweise weitere Banken mitgerissen werden und den Fonds ebenfalls belasten. Mit einer Absicherungsquote von 0,8 % aller gedeckten Spareinlagen kann das sie Einlagensicherung schnell überfordern. Ein Einspringen des Staates ist nicht (mehr) vorgesehen.
• Ob aber die von Politik und Banken kommunizierte die Sicherheit der Spareinlagen bei gegebener Höhe und Absicherungsquote wirklich uneingeschränkt plausibel ist, bleibt wohl der eigenen Einschätzung der Sparer*innen als Gläubiger überlassen.
Das Sparbuch ist in einer Zeit von Zinsen weit unter der Inflationsrate das Grab für Dein Geld. Man muss es leider so hart ausdrücken. Vielleicht gab es früher mal so etwas wie den risikolosen Zins. Heute müssen wir achtsam sein, nicht (real)zinsloses Risiko zu tragen, denn an den negativen Realzinsen haben auch die jüngsten Zinserhöhungen wenig geändert.
Ich begründe hier, warum das nicht übertrieben ist: Wenn mit nominellen Sparzinsen unter der Inflationsrate es kaum möglich ist, die Kaufkraft der Ersparnisse zu erhalten, dann braucht man von Vermögensaufbau erst gar nicht zu sprechen. Wenn das so ist, dann ist durch Sparen alleine die zukünftige Pensionslücke realistisch nicht mehr zu schließen. Das wird nur mit positiver realer Verzinsung und mit Unterstützung des Zinseszinseffekts gelingen können. Altersarmut droht zum gesellschaftlichen Massenphänomen zu werden. Sinkt die staatliche Pension erwartungsgemäß im Rahmen der nächsten Pensionsreform weiter, steigt die unmittelbare auch die zukünftige Pensionslücke, was das Problem zusätzlich noch verschärfen wird.
Die bittere Konsequenz dieser Bestandsaufnahme bringt eine provokanten These auf den Punkt: „Früher konnte man an die Börse gehen, um reich zu werden, heute muss man an die Börse gehen, um im Alter nicht arm zu werden.“
finconaut möchte hier nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch eine Lösung anbieten. Die Lösung heißt: Stärkung der Finanzkompetenz und Erweiterung Anlagespektrums. Wir haben uns das Ziel gesetzt, durch das Teilen von wertvollem Erfahrungswissen und das Angebot von unabhängiger leistbarer individueller Unterstützung, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
⚠️Ein Rechenbeispiel zur Veranschaulichung:
Besitzer von Sparbüchern und Zinspapieren schlafen vielleicht gut; Aktienbesitzer dagegen leben gut.
Bei einem angenommenen Realzins (Nominalzins abzüglich Inflation) von minus 2,7 Prozent bleiben von 10.000 Euro nach fünf Jahren nur noch rund 8.750 Euro real übrig. Nach zehn Jahren sind es dann nur noch rund 7.660 Euro. Das ist der dann der reale Wert, auch wenn im Sparbuch vielleicht ein nomineller Wert von 10.000 + nominelle Zinsen angedruckt ist. Du bekommst schlicht weniger für Dein Erspartes als Gegenwert, weil die Teuerung (Inflation) höher war als die nominelle Verzinsung. Vernünftiger und notwendiger Konsumverzicht zwecks Zukunftsvorsorge wird nicht durch positive Realzinsen belohnt, sondern im Gegenteil bestraft. Negative Realzinsen haben also eine schleichende Enteignung der Sparenden zur Folge. Dieses finanzpsychologische Phänomen ist als „Money Illusion“ oder auch Geldwert-Illusion bekannt.
Dem leider schon verstorbene Altmeister der Börse, André Kostolany, wird folgende Aussage zugeschrieben: „Der Mensch verliert mit seinen letzten 10.000 DM seinen Verstand. Heute verliert ihn der Sparer schon mit seinen ersten 10.000 DM.“
Bedenke: Selbst dann, wenn das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent wieder nachhaltig erreicht werden sollte, werden auch die Sparzinsen entsprechend wieder sinken. Es ist bedauerlicherweise zu beobachten, dass Banken beim Senken von Zinsen gerne mal schneller und weniger zurückhaltend sind, wenn die EZB die Zinsen senkt, während sie umgekehrt bei Zinserhöhungen weniger schnell und zurückhaltend sind. Das wirst Du vermutlich schon selbst auch im vergangenen Jahr zu spüren bekommen haben. So senken eineiige Banken sogar schon jetzt die Sparkonditionen, obwohl über erste Zinssenkungen der EZB im Jahr 2024 noch spekuliert wird und Zeitpunkt und Ausmaß noch völlig offen sind.
Es kommt auf die richtige Mischung an
Zum Schutz vor Inflation können unter anderem Substanzwerte wie Aktien oder Gold gute Hilfe leisten.
Die Geschichte hat uns gelehrt:
• Am Beginn einer Krise leiden zunächst nahezu alle Märkte und Anlageklassen. Aber Unternehmen werden natürlich gebraucht um wieder aus der Krise zu kommen und haben eine gute Wahrscheinlichkeit sich nach dem Schock wieder zu erholen. Wer gut vorbereitet einen kühlen Kopf bewahr und vorausschauend agiert, hat eine gute Chance zum Krisengewinner werden.
• Bei mehreren Währungsreformen in der Vergangenheit waren vermeintlich sichere Geld-Ersparnisse stets für alle Zeit weg und entwertet. Deshalb hat stets der breite Mittelstand als Hauptgläubiger von Spareinlagen und z. B. Zeichner von sog. Kriegsanleihen bei solchen Ereignissen am stärksten gelitten. Während sich für Unternehmer und Bevölkerungsschichten mit Unternehmensbeteiligungen lediglich die Recheneinheit für die Bewertung ihrer Aktien änderte. Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen haben nicht nur die Krise überstanden, sondern sind sogar gestärkt aus der Krise hervorgingen.
⚠️Fazit: Setze also nie alles auf eine Karte. Es ist heute allen Menschen möglich, mit einer geeigneten Portfoliomischung, aus verschiedenen Anlageklassen, gleichzeitig das Risiko durch Streuung zu senken und die Renditechancen zu erhöhen. Manchmal ist es klug, sich auf etwas Neues einzulassen und einfach ergebnisoffen zu prüfen. Nicht klug ist es jedenfalls, immer dasselbe zu tun und sich ein anderes Ergebnis zu erwarten.