Market.Talk … über Inflation und Zinspolitik

Die jüngsten Daten zeigen, dass sich die Inflation im Februar leicht abgeschwächt hat. Im März übertrifft der Eurozone Purchasing Managers' Index (PMI) die Erwartungen. Die befürchtete Rezession scheint also gerade noch abgewendet. 

Der Preisdruck bei Haushaltsenergie und Treibstoffen hat im Februar etwas abgenommen. Die Energiepreise liegen zwar immer noch weit über dem Vorjahresniveau, der Anstieg ist aber vorerst gebremst. So verteuerte sich Haushaltsenergie im Februar weiter, jedoch war der Anstieg im Jänner noch wesentlich größer gewesen. Dank stabilerer Energieversorgung haben sich die Markterwartungen aufgehellt. Jedoch dreht sich die Preisspirale in der Gastronomie und im Lebensmittelhandel (+16,5 % im Jahresvergleich zu 02/2022) weiter nach oben.

Am Mittwoch 22.3. 2023 zerbrachen sich die Notenbanker in den USA die Köpfe. Schwierig: Die US-Notenbank FED musste mitten im größten Banken-Bebens seit der Finanzkrise 2008 ihre Zinsentscheidung treffen. Am Abend wurde schließlich eine weitere kleine Zinserhöhung um 0,25 % bekanntgegeben. Der Anhebungszyklus könnte in den USA damit beendet sein, erwartet zumindest Axel Merk, Präsident und CIO von Merk. Dabei ist es gerade zwei Wochen her, als der US-Notenbank-Chef Jerome Powell angesichts stabiler Wirtschaftsdaten noch eine Anhebung um 50 Basispunkte in Aussicht stellte. Kurz danach erschütterte jedoch der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sowie die Not-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS die Finanzwelt. Angesichts der sensiblen Lage an den Finanzmärkten gelten nun weitere größere Zinsschritt zumindest in den USA als unwahrscheinlicher. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die FED der Krisenprävention Vorrang vor der Inflationsbekämpfung geben wird.

In Europa hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde trotz der jüngsten Banken-Turbulenzen in einer Pressemeldung, vor wenigen Tagen am 22.3., die Entschlossenheit der ECB im Kampf gegen die hohe Inflation im Euroraum betont. Der Zielwert von 2% scheint nicht infrage gestellt zu werden. Die EZB zog am 16.3. ihren inflationsbremsenden Kurs zunächst auch noch weiter durch und erhöhte die Leitzinsen um 0,5 %. Auf der anschließenden Pressekonferenz betonte Lagarde ausdrücklich, dass diese Entscheidung noch auf Daten beruht, die zum 1. März vorlagen. Für eine abgestimmte Meinungsbildung unter den Notenbankern nach dem jüngsten Bankenbeben war es offensichtlich noch zu früh. Lagarde stellte auch fest, dass der Banken-Sektor derzeit ungleich stärker aufgestellt ist als vor der Finanzkrise 2008. 

Jede Marktsituation hat eben ihre Gewinner und Verlierer. Es wäre angesichts der Entwicklungen keine Überraschung, wenn die Notenbanken bei ihren Zinsentscheidungen aufgrund der jüngsten Verwerfungen an den Märkten tatsächlich früher den Fuß vom Gaspedal nehmen würden. Begründet würde der Kurswechsel wohl damit werden, dass die  jüngste Bankenkrise sowohl die Nachfrage als auch die Vergabe von Krediten bremsen wird und dadurch derselbe Effekt erzielt wird wie durch Zinserhöhungen. Signale für Zinssenkungen sind derzeit jedenfalls noch nicht zu erkennen. Die schlechte Nachricht für Sparer wäre eine gute für die zuletzt durch die steigenden Zinsen unter Druck geratenen Technologieaktien. Sie könnten von dieser neuen Entwicklung profitieren und steigende Aktienkurse wären keine Überraschung.

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Market.Talk … über die jüngste Bankenkrise

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