Die nächste Krise kommt bestimmt - das „Krisen-Einmaleins“ zur besseren Krisenbewältigung
Das große Jammern
Trotz (oder wegen) immer neuer Rekordstände sind die Märkte auch aktuell wieder von Unsicherheit und Angst geprägt. Auch wenn man sich im Bekannten- oder Freundeskreis umhört dominiert die Unsicherheit. Wenn man sich den Kriegsverlauf in der Ukraine und im Nahen Osten vergegenwärtigt oder die Diskussionen um weiter bestehende Inflationsrisiken oder doch bestehender Spielräume für Zinssenkungen (nur eben nicht zu voreilig), dann kann das Menschen schon verunsichern. Und die Börsen, ja die Börsen, sind sowieso wieder irrational und überteuert und deshalb ist ein Einstieg in den Augen vieler Menschen unmöglich. Aber sinken umgekehrt die Kurse, ist das auch wieder ein Grund „nicht ins fallende Messer zu greifen“ und nicht einzusteigen.
Da muss man die Frage stellen, wie leicht es sein muss, Geld an der Börse zu verdienen? Leichter als leicht? Muss erst alles geklärt und eindeutig sein? Aber wofür soll jemand bereit sein dann noch eine „Risikoprämie“ zu zahlen? Das sind unrealistische Erwartungen? Ganz genau! Es geht am Ende nur darum, Unsicherheit realistisch einzuschätzen und die Wahrscheinlichkeit auf seiner Seite zu haben. Gerade in unsicheren Zeiten bietet das langfristig orientierten Anlege*innen gute Chancen. Darauf konzentrieren wir uns hier bei finconaut. Unsere Devise lautet: Selbstbestimmt agieren. Dazu gehört es sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Denn nur eines ist wirklich sicher: Die ewig Zögernden können keine vernünftige Rendite erzielen.
Unrealistische Erwartungen sind der Denkfehler Nr. 1. Viele suchen schnelle risikolose Gewinne und werfen dann beim ersten Gegenwind frustriert die Flinte ins Korn und enden beim vermeintlich sicheren Sparbuch (siehe dazu auch den Blog zum Thema Geldillusion). Die Eintrittskarte für nachhaltigen Erfolg ist aber Realismus, Ausdauer und Konsequenz.
Eine notwendige Erkenntnis
An der Börse gilt eben nicht 2*2 = 4, sondern 6-2 = 4. Wenn Du Ausdauer und einen langen Atem hast, wirst Du dafür ordentlich belohnt. Realistischerweise kann es nicht immer wie an der Schnur gezogen linear nach oben gehen. Wer das nicht aushält wird aber auch nicht gezwungen sein Geld an der Börse anzulegen. Man kann sich auch jederzeit mit weniger oder nichts zufriedengeben. Die Erfahrung zeigt jedenfalls: wer nicht dabei ist, wenn es an den Börsen runtergeht, ist regelmäßig auch nicht dabei, wenn es hinaufgeht. Die Realität hat trotz aller Crashes, Kriege und Währungsreformen gezeigt, dass es an den Aktienbörsen öfter und länger nach oben geht als nach unten. Für langfristig orientierte geduldige Anleger ist die Börse damit der beste Platz dieser Welt, um sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Die Eintrittskarte zum nachhaltigen Erfolg ist Geduld und Disziplin in Verbindung mit ein paar Verhaltensregeln, die vor falschen Entscheidungen schützen.
Alle, die sich darauf von Beginn an realistisch einstellen und das dann auch aushalten, werden bei der Erreichung ihrer Anlageziele erfolgreich sein. Dabei kannst Du Dir von finconaut helfen lassen und so von der Erfahrung profitieren.
Krisen gehören also zum Geschäft. Jede Krise eröffnet aber immer auch neue Chancen, wenn man zuvor welche verpasst hat. Deshalb darf man Krisen nicht nur mit Angst begegnen, sondern sie als Teil des Alltags annehmen und nutzen. Wie auch Dir das gelingen kann, besprechen wir hier gemeinsam.
Kurse steigen und Kurse fallen
Lassen wir jetzt gemeinsam die jüngste Vergangenheit Revue passieren. Zunächst verhagelte der Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 die erhoffte Herbstrallye 2023. Diese fand dann trotz Nahostkonflikt, Ukrainekrieg, Inflationsängsten und der vielen Weltuntergangspropheten mit einem Monat Verspätung ab November 2023 doch noch statt und versüßte mutigen Aktionären die Performance 2023. Nach einem sehr freundlichen ersten Quartal 2024 war der April wieder eher durchwachsen. Anfang Mai entfachten neue Zinshoffnungen und gute Unternehmenszahlen die Kursphantasien und den Optimismus der Marktteilnehmer neu. Tatsächlich ist mittelfristig das Enttäuschungspotential angesichts der positiven Erwartungen, die die Kurse seit November 2023 kräftig angetrieben haben, natürlich hoch. Mitte Mai steht die geplante Veröffentlichung der jüngsten US-Inflationsdaten an. Sie werden die Markterwartungen an die Juni-Notenbanksitzungen der FED in den USA und der EZB in Europa wieder beeinflussen und die Grundstimmung für die nächsten Wochen prägen. Ende Mai kann man nur einmal mehr feststellen: Die hohen Kurse konnten bislang durch die veröffentlichten Unternehmensergebnisse bestätigt werden. Der Ölpreis bleibt bislang trotz Nahostkonflikt moderat und begründet keine Aktienkurskorrektur. Das Einzige, was aber wirklich sicher ist, bleibt die Unsicherheit.
Die kurzfristige Nutzung dieser unsicheren Gemengelage mittels Markt-Timing ist das anstrengende und risikoreiche Geschäft der sogenannten Daytrader*innen, denn das kurzfristige Verlustpotential ist groß. Wir finconauten verstehen uns aber als typische langfristige Investorinnen und Investoren. Wir können uns entspannen und wir müssen die aktuelle Stimmungslage nicht überbewerten und jeder Nachricht hinterherhecheln. Wir wissen: Je länger der Anlagehorizont, desto geringer wird über die Zeit die Wahrscheinlichkeit in die Verlustzone zu rutschen. Kurse steigen und Kurse fallen. Wir konzentrieren uns lieber auf das große Bild und überlassen den hektischen Aktionismus den anderen. Wir halten uns an die krisenerprobten finconaut-Prinzipien, lassen uns nicht verunsichern, reagieren bei Fehlentscheidungen rasch und uneitel, lassen Gewinne laufen und können so Chancen, die sich bieten, konsequent nutzen. Damit verschaffen wir uns gleichzeitig eine größere Fehlertoleranz. So wird es auch wieder 2024 sein … und die nächste Krise kommt bestimmt. Wir finconauten werden für den Fall der Fälle (wie immer) vorbereitet sein und nicht wie die Maus vor der Schlange erstarren und warten, bis wir gefressen werden.
Die guten alten Zeiten hat es in Wahrheit nie gegeben
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die aktuelle Situation gar nicht so außergewöhnlich ist, wie man vielleicht glauben mag.
Verschaffen wir uns im ersten Schritt einen Überblick über die Langzeitperformance wichtiger Indizes wie DAX, Dow Jones, S&P 500 über den Zeitraum von 10, 20 und 30 Jahre. Wir stellen dabei fest, dass die 30-Jahre Performance zwischen 700 und 1.100 % liegt, die 10-Jahres-Performance immerhin zwischen +90 und +175 %. Der technologielastige NASDAQ-100 vermag mit einer Langzeitperformance von über 400 % (10 Jahre) und atemberaubenden 4.873 % (30 Jahre) die beachtliche Langzeitperformance der anderen großen Indizes sogar noch zu toppen. Alle großen Indizes liegen im Plus. Das ist den guten alten Zeiten zu verdanken? Falsch!
🔔Beachte, dass diese Langzeitperformance der großen Indizes möglich war, obwohl die letzten Jahrzehnte es auch ordentlich in sich hatten. Denken wir nur an den Irakkrieg, den Ukrainekrieg, Bankenkrisen und die Pleite der Großbank Lehman Brothers, die große Finanzkrise, die Reaktorkatastrophen wie Tschernobyl und Fukushima, den Nahostkonflikt, die Flüchtlingskrisen oder die Corona-Pandemie. Natürlich lösten all diese Ereignisse Turbulenzen aus und hatten Auswirkungen auf die Stimmung und die Kursentwicklung an den Bösen.
🔔Beachte auch, dass all diese krisenhafte Marktsituationen mit ihren Kursrückschlägen in diesen Performance-Zahlen bereits enthalten sind. Zudem repräsentiert die Langzeitperformance der großen Indizes letztendlich auch den Erfolg von Anleger*innen, die sich ohne aktive Nutzung von Krisenchancen, alleine mit Ausdauer und Geduld, nicht irritieren ließen. Die Erkenntnis, dass es im turbulenten Zeitraum der vergangenen 10, 20 oder 30 Jahren schon genügte, dabei zu bleiben und sich von Krisen und Korrekturen nicht frustrieren zu lassen, sollte doch beruhigen und dazu ermutigen. Denk daran, wenn in der nächsten krisenhaften Marktsituation Deine Emotionen und Dein Bauchgefühl Dich wieder mal zu aktionistischen Handlungen verleiten wollen.
Was ist eigentlich eine krisenhafte Marktsituationen?
Eine Markt-Korrektur von mehr als 10 oder 20 %?
Oder eine Phase starker Schwankungen (Sägezahnbörse)?
Eine Rezession?
Oder ein Krieg? - egal ob militärische Auseinandersetzung oder ein Handelskrieg?
Oder ein Crash? Nur, wann hört eine „normale“ Korrektur auf und wann beginnt eigentlich ein Crash?
Wann hört eine „normale“ Korrektur auf und wann beginnt ein Crash?
bei einer Systemkrise (Finanzsystem, Geldsystem, Energieversorgung, ...)
bei einem unerwarteten Markteinbruch von über 20 % in Verbindung mit einem besonderen Event wie Krieg, Pandemie oder Zusammenbruch eines systemrelevanten Akteurs (wie beispielsweise Lehman oder Enron)
muß das Event unerwartet sein (schwarzer Schwan)? Wenn ja, unerwartet für wen? Für die Mehrheit der Menschen? Für die Mehrheit der Marktteilnehmer?
Man erkennt schnell das Kommunikationsproblem: Krise/Crash/Korrektur sind Begriffe, die jede/r fast täglich verwenden - aber ohne sie jemals klar zu definieren? Die Folge: Jeder versteht etwas anderes darunter und man redet oft aneinander vorbei. Aber wie wichtig ist eine solche Klassifizierung überhaupt und macht es einen Unterschied für unser Verhalten? Ja, sie ist wichtig und macht natürlich einen Unterschied hinsichtlich unseres Verhaltens.
Eine logische Einordnung von Krisen
Deshalb ist eine ordentliche Abgrenzung von Relevanz, denn eine krisenhafte Marktsituation liegt jedenfalls dann vor, wenn wir unser Anlageverhalten ändern sollten. Der Auslöser kann aber für jede*n ein anderer sein - für manche ist ein 10 % Rücksetzer bereits Grund genug zur Panik, für andere ist das eine Kaufgelegenheit.
Ich handhabe das für mich so:
Krisenhaften Marktsituationen muss sich jede*r langfristig orientierte Mensch stellen. Und wer glaubt, aktuell herrsche eine besonders schwierige und außergewöhnliche Gemengelage, täuscht sich. Eine solche Wahrnehmung lässt sich nur durch typischen Vergangenheitsoptimismus erklären. In der Kognitionspsychologie wird diese menschliche Tendenz zur „Rückschauverzerrung“ auch als Hindsight Bias bezeichnet. Die vergangen 38Jahre waren tatsächlich von ständiger Unsicherheit geprägt. Ich persönlich habe seit 1986 mindestens 33 solcher Situationen persönlich durchlebt und habe dabei gelernt, mit Krisen konstruktiv umzugehen. Man könnte auch sagen, ich habe im Laufe der Zeit sogar eine gewisse Routine entwickelt. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Ich habe meine Fehleinschätzungen schon aus beruflichen Gründen immer ganz bewusst analysiert und habe so durch jede Krise etwas dazugelernt und bin zunehmend resilienter geworden. Das hat auch meine private Vorsorge erfolgreicher gemacht und zur Verbesserung und Stabilisierung der Performance beigetragen. Sonst hätte ich mir niemals diese Unabhängigkeit von heute erarbeiten können. Ich habe mir deshalb vorgenommen, meine Erfahrungen über das Medium finconaut mit interessierten Menschen zu teilen.
Die typischen Merkmale einer Krise
Zunächst sind Krisen ein massenpsychologisches Phänomen. Es wird in den Kognitionswissenschaften durch die sogenannte Verfügbarkeits-Verzerrung (Availability Bias) erklärt. Damit ist gemeint, dass unsere Gedanken und Einschätzungen von Wahrnehmungen dominiert werden, die am leichtesten verfügbar sind - und das sind in einer Krise eben die überwiegend negativen Nachrichten rund um die krisenhafte Situation. Unsere Wahrnehmung wird schließlich so dominiert, dass wir uns bald nicht mehr vorstellen können, dass es auch ein Leben nach der Krise gibt.
Typisch für Krisen ist auch, dass sie unterschiedlichste Ursachen haben und man nicht weiß, wann sie auftreten und wie lange sie dauern. Behalte aber folgende wichtige Eigenschaften von Krisen immer im Hinterkopf: Krisen sind temporär und gehören zu unserem Alltag. Ja, „irgendwas ist immer“ und die nächste Krise kommt bestimmt. Es wird Dir also kaum gelingen, Krisen dauerhaft zu entkommen. Viel sinnvoller ist es, sich darauf zu konzentrieren einen kühlen Kopf zu bewahren und nüchtern mit Krisen umzugehen zu lernen.
Auch wenn man im Umgang mit Krisen eine gewisse Routine entwickelt hat, tut jede Krise zunächst weh und die Unsicherheit und Dynamik am Beginn ist immer beunruhigend und lässt niemanden unberührt. Da muss man schon realistisch und ehrlich sein. Sie ist mit Verlusten verbunden, und zunächst hat Vermögenssicherung die erste Priorität. Mir persönlich hilft dann etwas Abstand, um Distanz zu gewinnen, um wieder Platz für den Hausverstand zu schaffen. Nach einer gewissen Besinnungsphase erkennt man bald, dass jede Krise immer auch enorme Chancen bietet. Wer mit Mut, Entschlossenheit und kühlem Kopf agiert, kann diese Chancen auch für sich nutzen. Damit wird in der Krise der Grundstein für zukünftige Erfolge gelegt, um schließlich sogar gestärkt daraus hervorzugehen.
Zusammenfassend kann man die Eigenschaften von Krisen so beschreiben:
Sie treten überraschend auf.
Krisen sind temporäre Ereignisse,
sie entwickeln sich dynamisch und
sind von Unsicherheit geprägt.
Das ist gleichzeitig die für mich sinnvollste Definition von Krisen bzw. krisenhaften Situationen.
Um es noch konkreter zu machen, rufen wir uns einmal die wichtigsten Krisen der letzten Jahrzehnte in Erinnerung
Ich beginne die Aufzählung mit dem Jahr 1986. Im Juni 1987 habe ich übrigens mein erstes Depot eröffnet. Als noch junger Student bei der damaligen Z Zentralsparkasse, die es mittlerweile schon lange nicht mehr gibt. Mein erster Sohn war gerade mal ein Monat alt, und Geld war wirklich knapp. Deshalb erinnere ich mich auch noch so genau daran. Das wenige, das wir an Ersparnissen übrig hatten, hatte ich mit Nebenjobs verdient und ich wollte sinnvoll für meine kleine Familie vorsorgen. Private Aktieninvestoren wie ich waren damals noch exotischer als heute, und es gab auch noch kein Internet. So wartete ich jeden Tag ungeduldig auf den aktuellen Kursaushang um 17:00 im Fenster der nahen Z-Filiale. Heute ist das unvorstellbar. Es klingt rückblickend schon fast romantisch, war aber tatsächlich eher mühsam. Schnell auf aktuelle Ereignisse reagieren konnte man jedenfalls nicht. Diese erzwungene Nachdenkpause hat mir als unerfahrenen Neueinsteiger rückblickend aber eher genutzt, indem es mir die Chance zum Überlegen gab, die ich mir freiwillig aus Ängstlichkeit und Tatendrang nie gegönnt hätte. Das hat mich bestimmt vor manchem aktionistischen Unsinn bewahrt, den ich später nur bereut hätte. Das war aber eine wichtige Erfahrung und Erkenntnis.
Ich zähle jetzt einfach mal für mich wichtige Krisensituationen auf. Möglicherweise hilft Dir die konkrete Erinnerung, um die begriffliche Abgrenzung besser zu verinnerlichen. Ich verwende eigentlich lieber die Bezeichnung „krisenhafte Situation“ statt Krise. Denn ob eine sich abzeichnende krisenhafte Situation in einer „normalen“ Korrektur oder einem Crash endet, weiß man in aller Regel erst im Nachhinein, wenn der Ausgang bekannt ist. Was man im Laufe der Zeit gewinnt, ist die Zuversicht, dass jeder Crash früher oder später endet und dass Aktionäre am Ende mit Ausdauer und Konsequenz regelmäßig trotz allem am besten aussteigen. Man lernt auch, dass sich Durchhaltevermögen selbst dann bezahlt macht, wenn man sich bietende Chancen mal nicht beherzt nutzen konnte oder wollte.
1986 > Der katastrophale Unfall im Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986.
1987 > Der Schwarze Montag am 19. Oktober 1987 > kein halbes Jahr, nachdem ich mein erstes Depot eröffnet hatte, erlebte ich auch gleich meinen ersten Börsencrash als Aktieninvestor: -25 % an einem einzigen Tag! Das war für mich als Neueinsteiger Schock und Faszination zugleich. Es begann in Asien an der Hongkong Stock Exchange mit einem Minus von 45 %. Ich konnte erstmals mitverfolgen, wie die Schockwelle um die ganze Welt ging. Nach Öffnung der Börsen in Europa gab es wenige Stunden später auch dort ein Minus von 25 %. Wieder nur einige Stunden später dasselbe an den amerikanischen Börsen sowie in Kanada und schließlich auch in Australien und Neuseeland. Ich war sprachlos ob der Dynamik. Zum Glück wurde damit meine Neugier geweckt und ich habe mich davon nicht entmutigen lassen. Meine Überzeugung vom Nutzen der Wertpapierveranlagung ging nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Ich hatte die Macht des Herdentriebs und der Massenpsychologie miterlebt. Ich setzte mir zum Ziel, diese unglaubliche Dynamik beherrschen zu lernen und der Sache genau auf den Grund zu gehen. Rückblickend war das für mich eine Weichen-stellende und wichtige Erfahrung, die mich aufgerüttelt hat. Da erst fing ich an, mich wirklich mit dem Thema seriös auseinanderzusetzen. Später habe ich die Märkte und das Risikomanagement dann sogar zu meinem Beruf gemacht.
1989 > Der System-Zusammenbruch des Realen Sozialismus in Osteuropa und Auflösung der DDR am 9. November.
1989 > Die blutige Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung am Platz des himmlischen Friedens in Peking.
1990 > Der Golfkrieg. Der Streit um die Grenzregion und Ölfelder zwischen Irak und Kuwait eskalierte und führte schließlich zur Invasion des Irak in Kuwait am 2. August 1990.
1991 > Der Putsch in Moskau und das Ende der Ära Gorbatschow am 19. August 1991.
1997 > Die Asienkrise
1998 > Die Russlandkrise oder Rubelkrise
2000 > Das Platzen der Dotcom-Blase
2001 > Die 9/11 Anschläge auf das WTC
2003 > Der Irakkrieg
2006 > Die US-Immobilienkrise
2007 > Beginn der weltweiten Bankenkrise infolge der durch die US-Immobilienkrise ausgelösten und sich ausbreitenden Vertrauenskrise . Betroffen waren neben Banken auch Fonds und Versicherungen in nahezu allen Ländern der Welt.
2008 > Die Lehman-Pleite (damals die viertgrößte Investmentbank der Welt) löste in der Nacht von Sonntag auf Montag des 15. Septembers eine weltweite Schockwelle und Vertrauenskrise aus. Lehman Bros untergehen zu lassen war wohl ein historischer und teurer Fehler der US-Regierung. Man hatte die Folgen wohl völlig unterschätzt. Ich bin überzeugt, mit dem Wissen von heute würde man anders entscheiden.
2008/2009 > Die große Finanzkrise und globale Wirtschaftskrise. Die Welt blickt in einen Abgrund. Das Finanzsystem steht vor dem Kollaps. Um Schlimmeres zu verhindern werden international milliardenschwere Hilfspakete für Banken geschnürt und Verluste aus Not sozialisiert.
2010 > Der Flash-Crash war ein Alarmsignal, als ein einziger Spekulant die Wall Street am Donnerstagnachmittag des 6. Mai 2010 in die Knie zwang.
2010 > Auf dem Nährboden der Finanzkrise entstehen Griechenland-Krise und Euro-Schuldenkrise.
2011 > Eskalation der Euro-Schuldenkrise.
2011 > Am 11. März 2011 ein Erdbeben der Stärke 9,0 in der japanischen Region Fukushima. Die folgende Tsunami-Welle löste die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima aus.
2012 > Mario Draghi‘s „What ever it takes-Rede“ markierte am 26. Juli 2012 den vorläufigen Höhepunkt der Euro-Staatsschuldenkrise. Damals stand das Geldsystem wegen der Vertrauenskrise am Abgrund und Draghi hat mit seinem starken Commitment und in der Folge extremen Geldpolitik noch mal Zeit für Reformen und Konsolidierung „erkauft“.
2014 > Die Krim-Annexion durch Russland
2015 > Krieg im Nahen Osten und die europäische Flüchtlingskrise
2016 > Brexit Referendum > Schock am 23. Juni 2016 nach dem überraschenden Ausgang des EU-Referendums in UK (52:48 für Brexit).
2016 > Schock nach dem überraschenden Wahlsieg Trumps über Hillary Clinton bei den US-Präsidentschaftswahlen im November 2016.
2019 > Ausbruch der Corona-Pandemie im Dezember
2020 > EU-Austritt des Vereinigten Königreichs (Brexit) erfolgte am 31. Januar 2020
2020 > Corona-Pandemie: Die Lockdowns und Angebotsschocks samt Lieferkettenproblemen und Arbeitslosigkeit. Rasch geschnürte umfassende Hilfspakete können einen schweren Kurseinbruch nicht verhindern.
2021 > Corona-Krise geht ins nächste Jahr. Nachfrageschock und Geldschwemme nach Lockdowns treiben die Inflation! Verschärft wird das durch die gleichzeitige Energiekrise aufgrund der Sanktionen gegen Russland nach dem Überfall auf den Nachbarn Ukraine.
2021 > Wir stecken schon mitten in der Ukraine-Krise, während die Corona-Pandemie wirtschaftlich noch gar nicht verdaut ist… Der Ukraine-Krieg in Verbindung mit Lieferkettenproblemen, hoher Inflation, steigenden Zinsen bilden den perfekten Sturm für die Wirtschaft und Finanzmärkte. Die Folge: Eine Kurskorrektur auf breiter Front um die 20 %.
2022 > Notenbanken reagieren dies- und jenseits des Atlantik mit Serien-Zinssteigerungen zur Inflationsbekämpfung.
2023 > Das Wiederaufflammen des Nahostkonflikts nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel mit Geiselnahmen im Oktober 2023.
2024 > Die ständige Sorge um eine weitere Eskalation mit Russland in der Ukraine und wegen der Vergeltung Israels im Nahen Osten.
2024 > Die zahlreichen geopolitischen Krisenherde könnten eine neuerliche Verschärfung der Energie- und Inflationskrise auslösen und eine Verschiebung der erhofften Zinssenkungen notwendig machen. Ein solches Szenario könnte erhebliche wirtschaftliche Turbulenzen zur Folge haben.
2024 > Das Superwahljahr birgt zudem das Potenzial für gravierende politische Turbulenzen und sorgt für zusätzliche Unsicherheit.
…?
Aus dem langen und durchaus repräsentativen historischen Zeitraum lassen sich zwei wichtige Schlüsse ableiten:
🔔 Die schlechte Nachricht: 34 Ereignisse in ca. 38 Jahren können schon Sorgen bereiten. Jedes einzelne Ereignis bewegte zu seiner Zeit selbstverständlich die Märkte und Kurse und erzeugten erhebliche Unsicherheit unter den Anleger*innen, egal ob privat oder professionell. Niemand kann die Zukunft vorhersehen, sie bleibt immer mit Unsicherheit behaftet. Krisen gehen oft nahtlos ineinander über oder überschneiden sich sogar. Dabei fällt auch auf, dass alleine in den vergangenen 10 Jahren zwischen 2014 und 2024 zumindest 14 krisenhafte Ereignisse zu verzeichnen waren. Die Frequenz nimmt also eher zu als ab. Darauf müssen wir uns jedenfalls einstellen. Das klingt zunächst erschreckend und frustrierend. Wie soll man da erfolgreich sein?
🔔 Die gute Nachricht: Trotz all dieser Turbulenzen konnten langfristig orientierte Anleger*innen, die sich mit Ausdauer, Geduld und Durchhaltevermögen bei ihrer Vorsorge nicht irritieren ließen und ihren Vermögensaufbau auch in Krisenzeiten nicht unterbrochen haben, eine ordentliche Performance hinlegen. Die Kraft zu haben „dabei zu sein“ ist also schon die halbe Miete. Erfolg hat deshalb drei Buchstaben: „T U N“. Denke in schwierigen Zeiten immer daran: Die Börse für Deinen Vermögensaufbau zu nutzen, war schon eine wichtige und richtige Entscheidung. Jetzt gilt es nur noch, sich nicht irritieren zu lassen und dranzubleiben. Mit Ausdauer und Durchhaltevermögen profitierst Du von der langfristigen Börsenentwicklung und ermöglichst dadurch eine ordentliche Performance! Mit ein paar weiteren Verhaltensregeln zur Fehlervermeidung und Optimierung, kann es mit der Unterstützung von finconaut eigentlich nur noch besser werden. Also, wenn das nicht Mut macht …
Was mag als Nächstes auf uns zukommen?
Natürlich haben wir alle keine Glaskugel, um in die Zukunft zu schauen. Natürlich sind deshalb zukunftsbezogene Entscheidungen immer mit Unsicherheit verbunden. Das wird auch 2024 so sein. Wir werden auch in Zukunft von unvorhersehbare Ereignissen überrascht werden, an die wir nicht gedacht haben. Wer hätte Anfang 2023 gedacht, dass ein Jahr später beispielsweise der Gaza-Konflikt die Nachrichten dominieren und Corona und Ukrainekrieg aus den Schlagzeilen verdrängt? Jetzt kann man als Reaktion darauf resignieren und sagen: „Ich kann eh nur raten und mich auf mein Glück verlassen!“ Manche werden vor lauter Frustration und Verunsicherung ihr Erspartes womöglich unterm Kopfpolster verstecken und gar nicht mehr bewusst investieren.
34 krisenhafte Ereignisse in knapp 38 Jahren seit 1986! Das klingt zunächst tatsächlich erschreckend und einschüchternd. Wie soll man da erfolgreich sein? Ich möchte euch wirklich keine Angst machen, aber eines ist auch klar: Das werden bestimmt auch nicht die letzten Krisen gewesen sein. Wahrscheinlicher ist, dass die Frequenz sogar steigt und Krisen werden sich auch wieder überschneiden, was eine Abgrenzung dann schwierig macht …
Vielleicht steckt die Welt historisch betrachtet auch bereits in einer neuen Krise. Die Finanzkrise veränderte die Welt vielleicht nachhaltiger als wir denken. Internationale Kooperation wird in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen rücken nationale Interessen wieder in den Vordergrund. Möglicherweise wird das einmal einen historischen Wendepunkt des 21. Jahrhunderts markieren und birgt möglicherweise das disruptive Potenzial für eine nächste große Krise.
Wird die NATO in den Krieg Russlands gegen die Ukraine hineingezogen?
Kommt es zu einer Eskalation unter Einsatz von taktischen Atomwaffen durch Russland?
Kommt eine Insolvenzwelle auf uns zu und in der Folge Massenarbeitslosigkeit und eine neue Banken- und Staatsschuldenkrise?
Mündet eine eskalierende Staatsschulden- oder eine neue Vertrauenskrise in einer neuen Euro-Krise wie vor 10 Jahren?
Kommt es diesmal vielleicht zu einer Systemkrise, die letztendlich zum Zusammenbruch des Geldsystems führt? Etwas, dass Draghi 2012 gerade noch abwenden konnte?
Könnte ein Zusammenbruch des Euro und der Währungsunion die Folge sein und schließlich mit in einer brutalen Währungsreform und Enteignung der vielen europäischen Sparer enden?
Überfällt China Taiwan?
Gibt es einen neuen „schwarzen Schwan“, der unsere aktuelle Vorstellungskraft übersteigt?
….
Unseren Angst-Fantasien sind keine Grenzen gesetzt. Zu Tode gefürchtet ist allerdings auch gestorben. Wer immer den Weltuntergang prophezeit, wird auch einmal Recht haben und kann dann sogar behaupten: „Das habe ich ja immer schon gesagt“.
Dazu kann ich nur pragmatisch folgendes feststellen:
Auf den Tag des Weltuntergangs muss ich mich nicht vorbereiten, wohl aber auf alle Tage, an denen die Welt nicht untergeht.
Die Vergangenheit lehrt uns: Es ist alles möglich, auch das Gegenteil!
Die oben bereits erwähnte Langzeitperformance der großen Indizes sollte schon eine Tatsache sein, die beruhigt.
Als resilienter Anleger muss ich Krisen einfach in meine Überlegungen einbeziehen und mich mental und strategisch darauf vorbereiten.
Krise bedeutet aber nicht nur Risiko, sondern kann auch Einstiegsgelegenheiten bieten. Entscheidend ist, mit welcher Einstellung und Grundhaltung wir an solche Situationen herangehen. Wir entscheiden für uns selbst, wie wir mit der Unsicherheit umgehen und gegen welches Szenario wir uns absichern möchten und gegen welche eben nicht!
Im Nachhinein sind wir immer schlauer.
Das alles ist Grund genug, um Krisen in unsere Vorsorge-Überlegungen miteinzubeziehen und uns mental und strategisch darauf vorzubereiten.
Angst und Gier sind schließlich die schlechtesten Berater und die Hauptquellen des Misserfolgs.
Massenpsychologische Phänomene
Du hast bestimmt schon gemerkt, wenn wir über Veranlagungserfolg reden, dann müssen auch über Krisen reden. Und wenn wir über Krisen reden, müssen wir auch über die Psychologie der Märkte bzw. der Marktteilnehmer reden. Wenn wir uns dem psychologischen Phänomenen, die in Krisen regelmäßig zu beobachten sind, nähern, ist es sinnvoll, sich zwei krisentypische Verhaltensmuster bewusst zu machen:
Jede Krise ist zunächst ein massenpsychologisches Phänomen: Wir werden täglich mit schlechten Nachrichten und düsteren Szenarien überschüttet ,bis die aktuelle Krise in unserer Vorstellung dominiert. Wir neigen dann schnell dazu, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, dass sie auch einmal enden könnte. In der Kognitionswissenschaften nennt man dieses Phänomen Verfügbarkeits-Verzerrung (Availability Bias). D.h. unsere Gedanken und Einschätzungen dominiert, was am leichtesten verfügbar ist - und das ist dann eben die Krise, die alle Nachrichten dominiert. Dieses Phänomen ist der Nährboden, auf dem Massenpanik genauso gedeiht, wie Masseneuphorie und es ist auch eine wichtige Grundlage des Herdentriebes an den Finanzmärkten, der im Extremfall in Blasen oder Crashes mündet.
Ein weiteres Phänomen, das du bestimmt auch schon beobachtet hast: Eine Person gähnt/klatscht/hustet und kurz darauf gähnt/klatscht/hustet der ganze Raum. Wir neigen dazu, uns in unserem Verhalten oft allzu leicht „instinktiv“ am Verhalten der Masse zu orientieren, ohne bewusst darüber nachzudenken und es zu hinterfragen. Ein Instinkt, der uns bei der schnellen Flucht das Leben retten kann, kann wiederum bei der Veranlagung zu bösen Fehlern führen. Das sind die Quellen des „Herdentriebes“. So entstehen stabile Trends an den Märkten genauso wie irrationale positive und negative Übertreibungen. So entstehen Masseneuphorie und -panik und damit verbunden Crashes.
Packen wir den Stier doch gemeinsam bei den Hörnern
Lassen wir uns nicht länger von unseren Ängsten lähmen. Das Ziel dieses Blogbeitrages ist es, einen bewährten Lösungsweg vorzustellen, der es ermöglicht, trotz aller Krisen und Unsicherheiten das Ersparte nicht nur zu schützen, sondern sogar zu vermehren.
Der einzige realistische Ausweg aus dem Dilemma ständiger Unsicherheit und Krisen ist, zu lernen, Krisensituationen zu „managen“. Während einer Krise kann es schon mal ein Erfolg sein, weniger als der Markt zu verlieren oder sich schneller als die Mehrheit wieder zu erholen. Das kann gelingen, wenn man sich nicht von der Masse anstecken lässt und eben nicht in Panik undifferenziert Verluste realisiert. In der Lage zu sein, mit kühlem Kopf und frei von Gier und Panik zu handeln, klingt vielleicht theoretisch einfach, ist es aber im Ernstfall nicht. Es werden Dich immer Ängste und Zweifel quälen. Kein Mensch ist so abgebrüht, dass es ihn kaltlässt. Selbst auferlegte Verhaltensregeln helfen Dir enorm dabei, Dich selbst zu disziplinieren und Deinen inneren „Performance-Zerstörer“ zu überlisten. Dazu musst Du Dich aber an die Regeln auch diszipliniert halten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dir das in der heißen Phase der nächsten Krise tatsächlich gelingt, steigt, wenn Du Dich darauf vorbereitest und rechtzeitig Dein Handeln vordenkst und trainierst. So kannst Du selbst einer Krise den Schrecken nehmen und Chancen erkennen und nutzen. Dann kannst Du am Ende sogar gestärkt aus Krisen hervorgehen und in der Krise den Grundstein für spätere Erfolge legen.
Krise als Chance und Schlüssel zum Erfolg
Problem erkannt, Problem gebannt? Ganz so leicht ist es nicht, in kritischen Situationen aus solchen Mustern auszubrechen. Es bedarf schon eines starken Willens, ein paar Tricks zur Selbstüberlistung und einer bewussten Verhaltensstrategie, um sich solchen Verhaltensmustern und Anlegerfallen tatsächlich entziehen zu können. Bewusst und rational zu entscheiden ist das Ziel. Wem das aber gelingt, der hat einen klaren Vorteil gegenüber der von Emotionen und Instinkten geleiteten „Masse“.
Wie es gelingt, uns selbst disziplinieren können, um die eigenen Emotionen zu kontrollieren, ist ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg und deshalb auch ein ganz wesentlicher Teil der Verhaltensregeln meines Vorgehensmodells.
Der Schlüssel zum Erfolg ist nicht Genialität. Alles, was Du wissen muss, kann Du schnell lernen.
Der Schlüssel zum Erfolg ist auch nicht Glück. Von Glück kann man sich unabhängig machen. Klar ist es schön manchmal auch einfach Glück zu haben, aber das Entscheidende ist, dass wir sind nicht darauf angewiesen, um unsere Vorsorgeziele zu erreichen.
Es mag seltsam klingen, aber Krisen waren ein wichtiger Schlüssel für meinen Anlageerfolg und am Ende sogar stets ein Performancetreiber.
Das ist auch der Grund, warum Krisenmanagement zu einem zentralen Bestandteil meines Vorgehensmodells wurde. Wir selbst machen nämlich den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg. Es hängt von uns selbst ab, ob und wie es uns gelingt in Krisen unsere Emotionen im Zaum zu halten. Zwei Dinge sind jedenfalls sicher:
Angst und Gier sind definitiv die schlechtesten Berater und die Misserfolgsquelle und Performancezerstörer ersten Ranges.
Gelingt es Dir mit den finconaut-Verhaltensregeln in der Krise Deine Emotionen zu kontrollieren, gelingt es Dir in „normalen“ Zeiten allemal!
Das waren wohl meine wichtigsten Botschaften, bevor ich zum zusammenfassenden Krisen-Einmaleins komme …
Das kleine Krisen-Einmaleins
🧩 Beginnen wir mit einer kurzen Zusammenfassung wichtiger Erkenntnisse und Verhaltensregeln aus dem bisher Gesagten
Je kürzer der Betrachtungszeitraum, desto dominanter wird in krisenhaften Zeiten die Farbe Rot und desto kürzer wird die Liste der Gewinner. Je länger man aber ein Investment hält, desto geringer wird über die Zeit das Risiko, dass es in die Verlustzone rutscht.
An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Der aktuelle Aktienkurs ist somit KEIN Spiegelbild der Gegenwart, sondern in den Aktienkursen sind die Markterwartungen für die nächsten Monate bereits eingepreist. Nachrichten können die Markterwartungen in der Folge bestätigen oder enttäuschen. Gegebenenfalls kommt es zu einer neuen Preisfindung.
Wann ist ein Wertpapier (Aktie, Anleihen, Fonds, …) günstig? Alles, was bei der Beantwortung dieser Frage zählt, ist die Kurserwartung für das Ende des geplanten Anlagehorizonts - „Teuer kaufen und noch teurer verkaufen“ ist doch besser als „billig kaufen und noch billiger verkaufen“. In Krisenzeiten ist die Wahrscheinlichkeit günstig zu kaufen besonders hoch, wenn in Panik undifferenziert verkauft wird. Wenn in der Panik einer Krise die Preisbildung aufgrund von irrationalen Preisverwerfungen nicht mehr funktioniert, ist Schnäppchenzeit für nüchterne Anleger*innen mit Hausverstand angesagt!
Die Erfahrung zeigt, dass wer nicht dabei ist, wenn es an den Börsen runtergeht, ist regelmäßig auch nicht dabei, wenn es hinauf geht. Im Börsenjargon würde man auch sagen: „Time in the Market“ ist wichtiger als „Timing the Market“.
Die viel beschworenen „guten alten Zeiten“ hat es nie gegeben. Tatsächlich gehören Unsicherheit und Krisen zum Geschäft. Wenn wir Krisen dauerhaft nicht ausweichen können, sollten wir lernen sie zu erkennen, sie richtig einzuordnen und zu managen.
Wer vorsorgen und langfristig erfolgreich Vermögen aufbauen will, braucht vor allem eines: Ausdauer und Konsequenz.
Manchmal lautet die Herausforderung einfach, weniger zu verlieren als der Gesamtmarkt aber dann bei der Erholung möglichst mehr zu gewinnen als der Gesamtmarkt. Gelingt das mit Ausdauer, Geduld und Mut, kann sich eine ordentliche Outperformance ergeben und man kommt gestärkt aus der Krise hervor.
Wenn wir einen kühlen Kopf bewahren, können wir uns im besten Fall Krisen sogar zunutze machen. Lassen wir uns also nicht länger von unseren Ängsten lähmen, sondern packen wir lieber den Stier gemeinsam bei den Hörnern …
Eine Grundregel des Risikomanagements: Nie alle Eier in einen Korb legen.
🧩 Portfoliocheck … aber richtig!
Aktives antizyklisches Handeln in Stresssituationen ermöglicht langfristig hohe Überrenditen. Portfolios ohne aktives Handeln und ohne eine regelmäßige Neugewichtung brauchen stattdessen beispielsweise nach einem Crash manchmal viele Jahre, um sich zu erholen. Im Rahmen eines Rebalancings beim Portfoliocheck zur Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung, indem Du beispielsweise im Falle eines Crashs Aktien antizyklisch nachkaufst und die im Crash möglicherweise besser gelaufenen Anleihen reduzierst. Dadurch erhöhst DU für die Erholungsphase die krisenbedingt geschrumpfte Aktienquote wieder auf das ursprünglich strategisch von Dir festgelegte Niveau.
Ein konsequenter Portfoliocheck kann systematisch dabei helfen, strategische Fehler zu vermeiden, indem Du dazu angestoßen wirst, das eigene „Bauchgefühl“ zu überwinden und so gegen die eigene Intuition das “Richtige” zu tun. So kannst Du langfristig davon profitieren und eine ordentliche Überrendite erzielen.
⚠️ Was ein unverzichtbarer Portfoliocheck ist und wie auch Du durch regelmäßiges „Rebalancing“ nicht nur in Krisenzeiten den Grundstein für zukünftige Erfolge legen und Deine Rendite verbessern kannst, erkläre ich im Modul 2 des bald erscheinenden E-Mailkurses (siehe dazu auch den Menüpunkt „Services“). Ich kann nur allen ans Herz legen, die effizienten und günstigen Services von finconaut zur Stärkung der Finanz-Fitness zu nutzen.
🧩 In der Vorbereitung liegt die Kraft
Jetzt haben wir begrifflich mehr Klarheit geschaffen und ein Bewusstsein für die Charakteristik von Krisen entwickelt. Dabei haben wir festgestellt, dass wir ständig mit krisenhaften Situationen konfrontiert sind und man ihnen gar nicht entkommen kann. Wir müssen daher vorbereitet sein und sie in unser Anlageverhalten integrieren.
Der Umgang mit Unsicherheit ist für Anleger*innen immer das Hauptproblem. Die Unsicherheit gehört schließlich zum Alltag, weil wir bei jeder Entscheidung über die Zukunft damit konfrontiert sind. Wer nachhaltig erfolgreich sein will, muss sich also damit anfreunden, Unsicherheit auszuhalten. Dabei hast Du wie bereits festgestellt immer wieder die Wahl:
Entweder Du lässt Dich von den Emotionen anstecken und Du machst mit panischem Aktionismus die Erfolge von Monaten und Jahren in wenigen Krisen-Wochen zunichte
oder Du handelst mit kühlem Kopf und Entschlossenheit und legst den Grundstein für zukünftige Erfolge legen.
Es liegt also in Deiner Hand. Um aber in krisenhaften Situationen Dein mühsam Erspartes durch überlegtes Handeln zu schützen, solltest Du Dir für den Fall der Fälle besser schon in ruhigeren Zeiten eine Strategie zurechtlegen.
Ich werde nicht müde zu betonen, dass Glück und Zufall für finconauten keine Erfolgsvoraussetzung sein soll. Wie eine Maus, erstarrt vor Angst, vor der Schlange zu sitzen und sich eingeschüchtert seinem Schicksal zu ergeben, kann jedenfalls nicht die Antwort auf Krisen sein.
🧩 Im Einkauf liegt der Gewinnen
Eigentlich jammert die Mehrheit ständig. Entweder aus Angst oder Gier. Sind die Kurse hoch, jammert man über den teuren Einstieg. Aber bei sinkenden Kursen werden erstaunlicherweise dann auch nur Argumente für einen Nichteinstieg gesucht. Die Folge: Wer ständig dem idealen Einstiegszeitpunkt hinterherläuft, braucht entweder viel Glück oder steht am Ende nur an der Seitenlinie und kann frustriert dabei zusehen, wie die Marktentwicklung vorbeizieht, ohne aber davon zu profitieren. Dann gibt es aber wieder allen Grund zum Jammern und um sich über die überzogenen Preise zu beschweren. Deshalb nicht vergessen: Erfolg hat 3 Buchstaben „T U N“!
Es gibt in Wahrheit keine niedrigen oder hohen Kurse. An den Börsen wird die Zukunft gehandelt. Alles, was wirklich zählt, ist, wo der Kurs am Ende des Anlagehorizonts steht. Deshalb gilt: Besser „teuer“ kaufen und noch teurer verkaufen, als vermeintlich „billig“ kaufen und dann noch billiger zu verkaufen. Aber wann ist etwas billig und wann teuer? Wenn die Preisfindung an den Märkten in Krisen verrückt spielt und es in der Hitze einer Krise durch undifferenzierte Panikverkäufe oder technische Stop-Loss-Ordern zu offensichtlichen Preisverwerfungen kommt, kann man mit nüchternem Hausverstand eigentlich gar nicht viel falsch machen. Es wird sich in aller Regel lohnen, sich von der Panik (emotional) abzukoppeln und gegen den Strom zu schwimmen. Gerade wenn in Krisen Panik die Märkte dominiert, und „um jeden Preis“ undifferenziert Unternehmensanteile von Top-Unternehmen - völlig losgelöst von Verstand, Krisenbetroffenheit und Qualität - verschleudert werden. Dann schlägt die Stunde jener, die ihre Emotionen im Griff haben und nüchtern und mit Hausverstand besonnen agieren. Dabei kommt es gar nicht auf das perfekte Timing an, es geht alleine darum, langfristig gesehen günstig zu kaufen. Die Erfolgsquote ist dabei selten besser als in krisenhaften Marktsituationen. Die Wahrscheinlichkeit ist dann besonders hoch, dass es dann später nach der Krise sehr attraktive Einstiegskurse gewesen sein werden. Nicht ohne Grund lautet eine goldene Börsenweisheit, die übrigens Carl Mayer von Rothschild zugeschrieben wird: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern und verkaufen, wenn die Violinen spielen“. Rothschild scheint mit antizyklischen Investitionsverhalten jedenfalls Erfolg gehabt zu haben.
Kann eine Krise also nicht auch als ein attraktives Umfeld für einen Neueinstieg wahrgenommen werden? Sind Krisen nicht auch ein wichtiger Grund, warum regelmäßiges Aktiensparen (wegen des sog. Durchschnittskosteneffekts/Cost-Average-Effekts) tatsächlich eine attraktive Form der langfristigen Altersvorsorge ist? Der Durchschnittskosteneffekt tritt nämlich dann ein, wenn durch den regelmäßigen (automatischen) Kauf von Wertpapieren zu einem festen Betrag über einen definierten längeren Zeitraum ein vorteilhafter durchschnittlicher Einstiegskurs erzielt wird. Das ist besonders dann der Fall, wenn bei regelmäßiger Veranlagung konstanter Beträge bei niedrigen Kursen automatisch mehr Stück gekauft werden als bei hohen Kursen. Das zahlt sich langfristig enorm aus. Ein Haushaltsgerät kauft man schließlich auch am liebsten günstig, mit Wertpapieren ist es nicht anders. Im Einkauf liegt also der Gewinn. Und Krisenzeiten sind Schnäppchenzeiten.
🧩 Angsthasen können nicht reich werden
Angsthasen können nicht reich werden. Das klingt bewusst provokant. Es geht beim Veranlagen nicht darum, keine Angst zu haben. Im Gegenteil, Angst ist sogar wichtig, um sein Erspartes zu schützen. Sie darf uns nur nicht lähmen. Ein Angsthase ist also jemand, dem der notwendige Mut fehlt? Mark Twain wird die Feststellung zugeschrieben, dass Mut die Beherrschung der Angst bedeutet und nicht die Abwesenheit von Angst - denn das ist Dummheit.
Es geht beim Veranlagen auch nicht darum, Risiken völlig zu vermeiden. Das Ziel ist Risiken bewusst und kontrolliert einzugehen und immer auf ein gesundes Risiko-Chancen-Verhältnis zu achten. Man muss sich bewusst sein, dass es immer um vorausschauendes Handeln geht. An der Börse werden Stimmungen und Meinungen über die Zukunft gehandelt. Wenn Meinungen zu bestätigten Fakten geworden sind, sind sie längst in den Kursen eingepreist. No Risk, no Gain. Je größer die Unsicherheit, desto höher ist auch die erzielbare Risikoprämie. Besonders hoch ist der Preis für Risikoübernahme natürlich in Krisenzeiten. Darin liegt die Chance. Mit sicheren Informationen - also bestätigten Fakten - kann man an der Börse kein Geld mehr verdienen - die bezahlte Risikoprämie ist Null.
Die Börse belohnt also die Mutigen und die Entschlossenen, die eine Meinung haben und auch danach handeln. Dabei unterstützt Dich finconaut mit seinem Blog. Auch heute hast Du beim Lesen dieses Blogs wieder viel praktisches Know-how dazugewonnen. Gratulation, gut investierte Zeit! Wer langfristig Erfolg haben will, muss lernen, mit Unsicherheit umzugehen und seine Emotionen zu kontrollieren. Sonst ist man nur ein weiteres erfolgloses Schaf in der Herde. Wer möchte das schon …
🧩Vor jeder Investition sollte man sich selbst drei Fragen beantworten
Warum kaufe ich und was erwarte ich?
Wie prüfe ich?
Wann verkaufe ich?