Hilfreiche Börsenweisheiten
Die Börse ist der Ort, wo sich jeder einen Anteil am Gewinn und Wertzuwachs von Unternehmen beteiligen kann und damit selbst für sich eine gerechtere Wohlstandsverteilung erreichen kann. Es bedarf ausschließlich deiner Entscheidung und Haltungsänderung. Man braucht auch keine hohen Ersparnisse als Voraussetzung, denn das Ansparen in Aktien und Fonds ist über Ansparpläne schon mit Kleinstbeträgen kostengünstig möglich und auch sinnvoll. So kann also jeder und jede nach den eigenen Möglichkeiten beginnen. Und nicht vergessen: Gewinnen beginnt mit Beginnen. Ich möchte Dich dazu mit finconaut ermutigen und nach besten Kräften unterstützen. Diesen Blogbeitrag möchte ich beispielsweise dazu nutzen, um zur Orientierung bewährte Börsenweisheiten zu nennen und im Kontext verständlich zu erklären.
„Die Bären mögen clever klingen, aber die Kohle machen die Bullen“
Hört man auf die Crashpropheten dieser Welt, dann ist man nicht dabei, wenn die Börse Party feiert. Der Satz stammt übrigens vom Analysten und “Dauer-Bullen” Dan Ives.
Wer sich an die Börsen wagt, stößt früher oder später auf den vermutlich bekanntesten Investor der Welt, Warren Buffett. Ein Grundsatz des Altmeisters bei der Geldanlage lautet:
„Verliere niemals Geld“
Diese Regel bricht natürlich jeder Anleger einmal – auch der Altmeister selbst, wovon man sich leicht anhand des Kursverlauf der Berkshire Hathaway Aktie US0846707026 (Gründer und Haupteigentümer der Investment-Holding ist Buffet) überzeugen kann.
Was nichts daran ändert, dass es wichtig ist, Verluste konsequent zu begrenzen. Denn wer Verluste erleidet, muss diesen erst wieder aufholen, um sein Kapital mithilfe des Zinseszinseffekts zu vermehren. Es ist also wichtig, regelmäßig (mindestens einmal jährlich) seine Veranlagungen kritisch zu hinterfragen. Dabei ist es extrem hilfreich, eines der wichtigsten Verhaltensprinzipien zu beachten, das ich deshalb in meinem Blog immer wieder anspreche, nämlich das „Wisse, warum du etwas besitzt“-Prinzip“. Es geht dabei um die nüchterne Beantwortung folgender Fragen:
Was verspreche ich mir von der Aktie des Unternehmens X: Ist das Management besser als beim Wettbewerber Y, die Bilanz solider oder das Geschäftsmodell zukunftsträchtiger?
Bestimmt im Wesentlichen der Kurstrend (das Momentum) meinen Kauf?
Kaufe ich nur, weil gerade alle kaufen, oder weil der Nachbar mit seinem „Geheimtipp“ dieses Mal richtig liegen muss?
„Fail fast but small“
Jeder irrt sich mal und trifft falsche Entscheidungen. Wir haben auch gar nicht erst den Anspruch, keine Fehler zu machen und immer richtig zu liegen. Die richtige Fehlerkultur ist der Schlüssel zum Erfolg. Das Ziel ist, sich weniger oft zu irren als richtigzuliegen. Mit anderen Worten reicht es, die Wahrscheinlichkeit, auf seiner Seite zu haben, um langfristig erfolgreich zu sein. Dazu reicht es, seinen Hausverstand einzusetzen und Angst und Gier zu kontrollieren.
„Kontrolliere deine Emotionen“
Die Motive und Investmentannahmen müssen regelmäßig auf Ihre Gültigkeit (selbst)kritisch hinterfragt werden. Gier, Angst oder Confirmation Bias sind dabei schlechte Berater.
Der absolute Preis ist nicht entscheidend, ob man investiert oder investiert bleibt. Eine Aktie ist nicht billig oder teuer. Der Preis ist relativ. Alles, was interessiert, ist, ob es Argumente gibt, dass der Kurs am Ende des Anlagehorizonts höher oder niedriger liegt als aktuell. Diese Argumente müssen rational begründbar nicht ein bloßes Bauchgefühl sei. Man sollte auch selbstkritisch das sture Ausblenden von Warnsignalen unterlassen. Sich selbst Verhaltensregeln (wie z. B. die im finconaut-Blog vorgestellten) zu geben und sich auch konsequent daran zu halten, hilft bei der Kontrolle von Emotionen enorm. Das Ziel ist, dass Konsequenz und Disziplin über den Erfolg entscheiden und nicht Glück oder Zufall.
„Time in the market beats timing the market“
Von der Illusion des perfekten Markt Timings muss man sich lösen. Das ist mehr Glück als Verstand.
Wie Statistiken zeigen, haben jene, die über einen langen Zeitraum mit einem ordentlich diversifiziert investiert bleiben, bessere Renditen erzielt als jene, die versuchen, Gewinne daraus zu erzielen, die idealen Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu treffen. Die Börse ist keine Einbahnstraße und wer nicht dabei ist, wenn es runtergeht, ist meist auch nicht dabei, wenn es raufgeht. So verpasst man dann positive Kursbewegungen, während man auf den perfekten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt wartet. Man sollte bedenken, dass meistens wenige Börsentage die Jahrestrends bestimmen.
Um es mit den Worten von Kenneth Fisher auszudrücken: „Zeit auf dem Markt ist besser als das richtige Timing des Marktes.“
Die Risiken des Markt-Timings liegen vor allem darin, dass ein Anleger positive Kursbewegungen verpasst, während er auf den perfekten Moment wartet. Zudem ist es oft schwierig, eine Marktwende vorherzusagen, sodass er zum falschen Zeitpunkt investiert.
„The trend is your friend.“
Das Zitat wird dem amerikanischen Aktieninvestor Martin Zweig zugeschrieben.
Wer den finconaut-Blog verfolgt, weiß, dass ich ein Verfechter davon bin, bei der Veranlagung auf langfristige Megatrends zu setzen, die bestimmte Produkte und/oder Geschäftsmodelle begünstigen. Jede Zeit bietet Investitionschancen. Die Investition in langfristige Megatrends bietet dabei zahlreiche Risiko-Rendite-Vorteil.
Eiine ganze Reihe von Megathemen prägen beispielsweise unsere Zeit. Dazu zählen der
Klimawandel (Umwelt, Wasser- und Abfallwirtschaft, Energie, Infrastruktur),
absehbare demografische Entwicklungen (Alterspyramide, Konsumverhalten) und
spektakulärer technische Fortschritte in allen Lebensbereichen (Biotechnologie, Medizintechnik, Digitalisierung und natürlich künstliche Intelligenz).
Siehe dazu auch den Blogbeitrag aus August 2024: Megatrends erkennen und nutzen
„Die Hausse nährt die Hausse“
Häufig wird angenommen, dass Anleger stets rationale und durchdachte Analysen durchführen, um die richtige Wahl zu treffen. In Wirklichkeit ist das aber absolut nicht immer der Fall.
Niemand hat eine Glaskugel und kann Kursschwankungen oder die Risiken von Börseninvestitionen vorhersagen. Auch nicht Finanzexperten. Außerdem widersprechen sich die Analysen der Expertenmeinungen oft.
Warren Buffett sagte einmal: „Die kurzfristige Kursentwicklung ist überwiegend Zufall. Sie hängt von der menschlichen Psychologie und dem Verhältnis zwischen Markt und Marktschwankungen ab.“ Er nennt das auch als Grund dafür, warum die Zeit auf dem Markt gut gestreut investiert zu sein, regelmäßig das Bemühen schlägt, Gewinne daraus zu erzielen, die idealen Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu treffen.“
Ein Finanzberater kann durch seine Expertise dabei helfen, einen Wahrscheinlichkeitsvorteil zu haben. Das ist langfristig in einer Portfoliobetrachtung auch sehr erfolgversprechend.
Ob Anleger aus Angst kaufen, eine Chance zu verpassen oder die Investitionsentscheidungen einer anderen Person unreflektiert kopieren, beide Verhaltensweisen bergen die Gefahr, dass eine Spekulationsblase entsteht. Dies ist auf den Rückkopplungseffekt zurückzuführen. In der Finanzwelt entspricht er dem Zusammenhang zwischen den Preisen und der Wahl der Investition.
Der finanzielle Rückkopplungsmechanismus kann mit einem Schneeballsystem verglichen werden und zu Spekulationsblasen führen.
Die Hausse nährt die Hausse und umgekehrt nährt auch die Baisse die Baisse.
Wenn die Preise steigen, steigt die Zahl der Personen, die eine Investition für sinnvoll halten. Wenn die Preise aber fallen, ist es genau umgekehrt.
Spekulationsblasen und Schneeballsysteme haben Ähnlichkeiten. So kommt es vor, dass opportunistische Unternehmensleiter die analytischen Fehler von Anlegern skrupellos ausnutzen und versuchen, eine Spekulationsblase so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, wie wir es im Fall des DAX-Unternehmens Wirecard AG erlebt haben.
Spekulationsblasen entstehen durch irrationalen Überschwang, weil Anleger dazu neigen, bei ihren Investitionsentscheidungen emotional zu handeln (z. B. aus Euphorie und Gier). Der Mensch hat eine natürliche Neigung zu kognitiven Verzerrungen. Spekulative Märkte spiegeln die Neigung von Menschen zu kognitiven Verzerrungen wider.
Die Psychologie erklärt spekulatives Verhalten durch narrative Denkmuster.
Wer sich zum Glücksspiel hingezogen fühlt, neigt dazu, Geschichten zu erzählen, anstatt Wahrscheinlichkeiten zu bewerten. Selbst Fakten, die eigentlich dem Zufall zuzuschreiben sind, werden bei der Entscheidungsfindung hoher Bedeutung beigebracht. Diese Denkweise führt dazu, dass Anleger glauben, in Wahrheit unvorhersehbare Börsenkurse antizipieren zu können. Die Investitionsentscheidung wird somit tatsächlich nicht von objektiven Argumenten, sondern überwiegend von Emotionen geleitet.
Achte daher auf Deine Denkmuster und disziplinieren Sie sich mithilfe von Regeln selbst. Statt hektischen Aktionismus aus Angst etwas zu versäumen, nimm Dir lieber die Zeit für einen „second guess“.
(Mehr dazu für Interessierte in: Irrational Exuberance / Irrationaler Überschwang von Robert J. Shiller)