Ausblick 2025

Ich kann nur immer aufs Neue betonen, wie wichtig es für den Anlageerfolg ist, vorauszudenken und sich eine belastbare Meinung über die Marktsituation mit ihren Risiken und Chancen zu bilden. Deshalb werde ich auch für das Jahr 2025 meine Einschätzungen teilen, um Orientierung zu geben und dabei zu unterstützen, Anlageentscheidungen möglichst rational zu treffen.

Was können Anlegerinnen und Anleger von 2025 erwarten?

Ich habe auch keine Glaskugel. Ich werde mich aber bemühen, den Fokus auf die wichtigsten Entwicklungen zu lenken und sie einzuordnen. Bei der täglichen Informationsflut kann man ohne Filter schnell den Fokus auf die erfolgskritischen Themen verlieren. Als Rechercheziele definiere ich für 2025:

 1. Den Amtsantritt von Donald Trump.

2. Die zukünftige Zinsentwicklung.

3. Den Megatrend KI.

4. Welche Emotion beherrscht aktuell den Markt?

  

 1.  Vorläufiges Rechercheergebnis zum Amtsantritt von Donald Trump am 20.1.2025

Die zentrale Frage wird wohl ab 20. Jänner sein, ob Trump seine America-First-Wahlkampagnen wirklich so radikal wahr macht. Die ersten Tage nach seiner Amtseinführung legen die Vermutung nahe, dass er wirklich in die Tat umsetzt, was er angedroht hat. Bereits in den ersten Tagen hat er eine Flut an Dekreten unterzeichnet, die sowohl innen- als auch aussenpolitisch vermutlich weitreichende Konsequenzen haben werden.

Manche erhoffen sich von Trump einen schlanken und effizienten Staat, begleitet von Deregulierungen und Steuersenkungen, und manche trauen ihm die längst fällige Sanierung des US-Budgets zu. Optimisten halten auch einen Deal mit China ohne Handelskrieg und einen raschen Frieden in der Ukraine für möglich. Positive Überraschungen und Treiber für die Börsen sind also  jederzeit möglich. Bei einem Handelskrieg würde es hingegen nur Verlierer geben. Das ist wohl auch Trump bewusst.

Optimisten glauben, dass nicht nur die Old Economy von seiner angekündigten Reindustrialisierung Amerikas profitieren könnte. Trump könnte den amerikanischen Aktienmarkt auch mit Deregulierungen und Investitionen in KI und Krypto freundlich stimmen. Seine Allianz mit den Tech-Milliardären, die bei seiner Amtseinführung in der ersten Reihe saßen, könnte sich als noch fragiler erweisen, als man glaubt. Letztendlich sind sie Konkurrenten mit unterschiedlichen Interessen. Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht.

Andere wiederum prophezeien, dass Trump mit seiner Unberechenbarkeit und seiner protektionistischen Haltung eher Chaos als eine neue Ordnung bringen wird. 

Es ist bestimmt beides denkbar. Man wird ihn letztendlich erst an seiner Politik messen können. Grundsätzlich steht Trump für einen wirtschaftsfreundlichen Kurs. Trump betrachtet die Börsenentwicklung als Erfolgsmaßstab seiner Politik und wird sie genau beobachten. Auch wenn viele deshalb optimistisch sind, werden auch kritische Stimmen immer lauter, die sich Sorgen machen. Ist das berechtigt? Vielleicht. Trump ist aber nicht  einschätzbar. Er ist ein Opportunist, oder freundlicher ausgedrückt ein Pragmatiker und immer für eine überraschende Kehrtwende gut. Man erinnere sich nur an seine Haltung zu Tik Tok. War er während seiner ersten Amtszeit noch ein erklärter Gegner von Tik Tok, ist er heute ein Förderer und wird sich wohl schnell mit China einigen, da heute viele derer, die ihn wählten, begeisterte Nutzer sind.

Risiken:

  • Zölle im angekündigten Ausmaß könnten den Welthandel schädigen. 

  • Die radikale Migrationspolitik könnte dem US-Arbeitsmarkt schaden und die Lohn-Preis-Spirale befeuern.

  • Wird Trump durch seine Klimapolitik den Sektor der erneuerbaren Energieträger belasten? Er hat jedenfalls als eine seiner ersten Amtshandlungen den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen erklärt.

  • Die NATO-Partner befürchten, dass die USA aus der NATO austreten könnten.

 

Chancen:

  • Wird er durch Steuersenkungen und Deregulierungen die US-Binnenwirtschaft und die US-Aktienmärkte befeuern?

  • Wird unter dem neuen US-Präsidenten der Sektor der fossilen Energieträger (Öl, Gas und Kohle) boomen?

  • Der selbsternannte Krypto-Präsident hat angekündigt, die USA zur Krypto-Supermacht zu machen.

  • Atomenergie könnte in der Trump-Präsidentschaft einen Wiederaufschwung erleben.

  • Trump hat Frieden in der Ukraine versprochen und möchte nach eigenen Aussagen als Friedensstifter in Erinnerung bleiben.

 

Niemand kann heute sagen, wann und ob Trump seine Ankündigungen wahr macht - vermutlich nicht mal Trump selbst. Da Trump die Aktienkursentwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit als Erfolgsmaßstab für seine Amtszeit betrachten wird, vertraue ich darauf, dass er am Ende nicht riskieren wird die Wirtschaft zu schädigen.

Aber das ist natürlich meine persönliche Meinung. Es sei auch erwähnt, dass der erfahrene Fuchs Warren Buffett den Märkten nicht zu trauen scheint. Er hat seine Kassa bereits für eine mögliche Korrektur prall gefüllt. Mittlerweile hält er mit seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway die Rekordsumme von 325 Mrd. USD als Cashreserve. Aber selbst Warren Buffett hat keine Glaskugel und kocht nur mit Wasser. Letztendlich bleibt der hohe Cash-Bestand aber nicht mehr als eine Interpretation seiner Erwartungen.

 

Die Nachrichtenflut zu Donald Trump:

Täglich gibt es eine wahre Nachrichtenflut zu Donald Trump. Trump möchte die amerikanische Flagge auf dem Mars hissen. Die NATO-Partner sind alarmiert wegen seiner Sicherheitspolitik. Trump äußert Begehrlichkeiten hinsichtlich Grönland und Kanada. Er macht Ankündigungen von Massenabschiebungen und beginnt bereits diese umzusetzen, und äußert verschiedene Drohungen betreffend die Einführung von Zöllen. Trump erklärt per „Executive Order“ (Durchführungsverordnung) seinen Ausstieg aus der WHO und dem Klimaschutzabkommen. Eine interessante Nachricht aus Anlegersicht ist auch das Projekt „Stargate“. Dazu komme ich noch weiter unten. Zuerst noch eine grundsätzliche Annahme meinerseits: ich persönlich halte Trump für einen Pragmatiker und ich denke, er wird schnell merken, dass, wer nicht dabei ist, auch nicht mitgestalten kann und sich das Macht-Vakuum, das die USA auf der internationalen Bühne hinterlässt, schnell von anderen gefüllt werden wird. Wenn Europa die Chance nicht erkennt, dann wird eben China die Lücke füllen und seinen Einfluss ausbauen und so neue Abhängigkeiten aufbauen. Das gilt für Gesundheit und Klima, gleichermaßen wie für die Sicherheitspolitik. Er glaubt, durch Drohungen kann das mächtige Amerika seine Interessen billiger durchsetzen. Aber auch das hat seinen Preis. Man kann nicht offen drohen und gleichzeitig als Friedenspräsident in Erinnerung bleiben wollen. Ich bin sehr gespannt, wo der eitle Trump schließlich seine Prioritäten setzen wird. Er wird zunächst bestimmt ausloten, wie weit er gehen kann. An diplomatische Spielregeln hält er sich nicht und auch auf seine Bündnispartner wird er kaum  Rücksicht nehmen. Mit „America First“ meint Trump oft eigentlich „America must win“. Einschätzen kann man ihn aufgrund seines erratischen Handelns nicht. Alles ist möglich.  Grundsätzlich darf man sich von Trump aber einen wirtschaftsfreundlichen Kurs erwarten, und er ist natürlich immer für einen überraschenden Deal gut.

 

Trumps Wirtschaftspolitik soll vom argentinischen Präsident Javier Milei inspiriert sein

Sie lässt sich kurz so beschreiben: radikaler Sparkurs, weniger Staat und mehr privat.

Sein wirtschaftspolitisches Vorbild soll der argentinische Präsident Javier Milei sein, der wiederum ein Vertreter der neoliberalen „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ ist. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Schule war der Wiener Ökonom Friedrich August von Hayek. Milei greift die Gedanken in seiner Wirtschaftspolitik auf, die wegen des radikalen Sparkurses auch als “Politik der Kettensäge” betitelt wird. Immerhin zeigt sein Kurs nach nunmehr einem Jahr Amtszeit bereits erste Wirkungen, die ich bereits im Dezember-Blog angesprochen habe. So gelang es ihm beispielsweise in kürzester Zeit, die Inflation (von 25 auf 3,5 %) zu senken und das Staatsdefizit von 9 % in einen Überschuss zu drehen. Der USD verlor gegenüber dem Pesos im Jahresvergleich rund 26 %, und der argentinische Aktienindex Marval stieg im vergangenen Jahr gar um rund 154 %. Der radikal wirtschaftsliberale Kurs hat natürlich auch Schattenseiten. So ist in seiner Regierungszeit die Armutsquote kräftig gestiegen. 

Die europäische Presse ignoriert Milei weitgehend oder er wird als Verrückter abgetan. Eine differenziertere Betrachtung wäre wohl wünschenswert. Neben absolut berechtigter Kritik muss man schon auch anerkennen, dass er Argentinien auch zum Positiven verändert. Nur wenige erinnern sich noch, dass das rohstoffreiche Argentinien bis ca. 1950 eines der reichsten Länder der Welt war. Der Landesname leitet sich übrigens von „Argentum“ (der lateinischen Bezeichnung für Silber) ab.

 

Das Projekt “Stargate” - Trumps spektakuläre KI-Offensive 

Eine geplante Investitionssumme von 500 Mrd. USD in den nächsten 4 Jahren seiner Amtszeit für den Aufbau von KI-Infrastruktur. Der Schwerpunkt soll auf dem Gesundheitswesen liegen. Das Kalkül hinter der Initiative dürfte sein: Wer die Infrastruktur dominiert, dominiert am Ende auch die Branche. So will Trump die USA zur KI-Supermacht machen und den Rest der Welt hinter sich lassen. Noch bleibt es allerdings bei einer Absichtserklärung. Seine Techfreunde saßen bei der Amtseinführung  in der ersten Reihe und waren natürlich als Profiteure begeistert. Die Finanzierung ist jedoch noch offen. Wo soll das Geld herkommen? Um die Dimension einzuordnen: 500 Mrd. USD entspricht immerhin ungefähr dem gesamten Bundeshaushalt Deutschlands und Deutschland ist immerhin die bedeutendste Volkswirtschaft Europas!

Sind alle Kontrollen und Regeln aufgehoben? Für die USA ist zu befürchten, dass die Frage wohl mit „Ja“ beantwortet werden muss..

Wird Trump tatsächlich der angekündigte Krypto-Präsident?

Der erste positive Impuls für Bitcoins war die Zulassung von Bitcoin-ETFs durch die US-Börsenaufsicht Anfang des Jahres 2024. Dadurch wurde ein einfaches Investment-Instrument geschaffen, um in Bitcoins zu investieren. Der Bedarf war da und die neuen ETFs fanden am Markt großen Anklang. Das hat den Bitcoin-Kurs in der ersten Jahreshälfte 2024 enorm beflügelt und auf neue Höchststände getrieben. Über die Sommermonate gab es dann eine längere Konsolidierungsphase. Die Zinssenkungen der FED beendeten die Konsolidierung. Nachdem Trump Kryptowährungen zum Wahlkampfthema machte und angekündigt hat die USA zur Krypto-Supermacht zu machen und eine nationale Bitcoin-Reserve aufbauen zu wollen, ging der Bitcoin-Kurs nach seinem Wahlerfolg durch die Decke und überwand sogar die magische 100.000-USD-Marke. Auch wenn es zum Jahresende noch einen Rückschlag und Gewinnmitnahmen gab, erreichte die Performance 2024 über 120 %. Die Erwartungen der Krypto-Community sind jedenfalls hoch. Würde Trump seine Ankündigungen umsetzen, dann wäre das ein wichtiger Meilenstein und würde Digitalwährungen mit Gold und Öl auf eine Stufe stellen. In seiner Amtsantrittsrede hat Trump zunächst einmal kein Wort zum Thema Kryptowährungen verloren. Man wird also erst sehen …

2. Vorläufiges Rechercheergebnis zur Zinsentwicklung 

Die meisten Notenbanken (mit Ausnahme von Japan) haben die Zinswende eingeläutet. Der geldpolitische Handlungsdruck auf die europäische Notenbank (EZB) bleibt hoch. So hat die Europäische Zentralbank den Einlagenzinssatz in der heutigen Sitzung vom 30.1.2025 auch erwartungsgemäß um 0,25 % gesenkt und es wird nicht die letzte Zinssenkung in diesem Jahr bleiben. Anders ist die Situation in den USA, dazu unten mehr.

In Japan gibt es eine Sondersituation, die 2024 schon wegen der Verteuerung der sog. Carry-Trades für Turbulenzen sorgte. Bei einem Carry-Trade handelt es sich um eine spezielle Spekulationsstrategie, um Unterschiede im Wechselkurs und im Zinsniveau in verschiedenen Währungen zu nutzen. Wer Interesse hat, kann mehr dazu im Blogbeitrag Wenn die Angst regiert vom 19.8.2024 nachlesen.

 

Verunsicherung über die weitere Zinsentwicklung in den USA

Seit der letzten FED-Sitzung am 18.12.2024 sind viele verunsichert. Wie erwartet wurde zwar der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Doch gleichzeitig versetzte FED-Chef Jérôme Powell in der Pressekonferenz den Erwartungen auf weitere Zinssenkungen einen herben Dämpfer. Der Markt hatte für 2025 mit vier Zinssenkungen gerechnet, doch Notenbank-Chef Jérôme Powell stellte in seiner Pressekonferenz infrage, dass es mehr als zwei Zinssenkungen geben wird. In den USA gibt es im Gegensatz zu Europa aufgrund der robusten Konjunktur keinen besonderen geldpolitischen Handlungsdruck für die Notenbank. In der Notenbanksitzung vom 29.1.25 belässt die Notenbank Federal Reserve den Leitzins auf dem bisherigen Niveau, wie von den Marktteilnehmern auch erwartet wurde. Stattdessen werden Zinserhöhungen in der zweiten Jahreshälfte 2025 von vielen Marktteilnehmern nicht mehr gänzlich ausgeschlossen.  Aufgrund der lautstarken Forderungen Trumps nach umfangreichen Zinssenkungen ist dies aber  aktuell nicht sehr wahrscheinlich. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn aufgrund Trumps Androhungen von Zöllen oder anderen Eingriffen die Inflation in den USA zurückkehrt. Jedenfalls ist die Angst vor Zinserhöhungen im Aktienmarkt zurück.

Börsianer lieben Statistiken. Sie beruhigen damit ihre Nerven und geben sich Orientierung in Zeiten der Unsicherheit. Als es nach besagter Pressekonferenz im S&P 500 14 Tage in Folge mehr Verlierer als Gewinner gab, interpretierten zahlreiche Börsenkommentatoren das als positives Omen - denn nach solchen Negativserien lagen die Kurse in der Vergangenheit ein Jahr später im Schnitt um 15 % höher. Das glaube ich sofort. Ich persönlich glaube nur nicht an solche Analogieschlüsse. Ich glaube aber an psychologische Phänomene wie den Herdentrieb und selbsterfüllende Prophezeiungen. Wenn es auch 2025 so ist, werde ich mich nicht beschweren. Am Ende wird es bestimmt egal sein, warum man Gewinne macht.

 

3. Vorläufiges Rechercheergebnis zum Megatrend KI

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT3 dominiert KI die Schlagzeilen. Ich freue mich rückblickend, dass ich das Potenzial frühzeitig erkannt habe und meinen ersten Blogbeitrag hier auf der finconaut-Homepage bereits am 5.4.2023 diesem Zukunftsthema gewidmet habe. ChatGPT3 war der vermutete Game changer und brachte den Durchbruch für den Megatrend KI und das Thema dominierte in den Folgemonaten die Nachrichten und wurde tatsächlich "the next big thing“. Wer damals mutig in das Thema eingestiegen ist, konnte seither nicht nur mit NVIDIA unglaubliche Renditen erzielen! Der Trend wird reifen, es wird natürlich auch Rückschläge geben und Favoriten werden wechseln, aber der Megatrend ist gekommen, um zu bleiben und wird unsere Zukunft verändern. Ich werde das Thema KI jedenfalls weiter verfolgen und es bleibt Bestandteil meiner persönlichen Veranlagungsstrategie.  

Für alle, die den Optimismus betreffend den Megatrend KI nicht teilen, gibt es Alternativen. Dazu gehört nicht nur der stark steigende Strombedarf, der gedeckt werden muss. Der demografische Wandel führt beispielsweise dazu, dass Menschen immer älter werden. Das führt wiederum zu einem Anstieg von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Adipositas. Das eröffnet der Pharmaindustrie und der Biotechnologie lukrative Märkte. Mit der steigenden Lebenserwartung steigt auch  die Wahrscheinlichkeit, einmal an Krebs zu erkranken. Dank KI sind in den Branchen Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik noch große Fortschritte und Produktivitätszuwächse bei der Produktentwicklung zu erwarten, von denen sowohl Kunden als auch die Produzenten profitieren werden. 

Kampf um die KI-Vorherrschaft

Der Kampf um die KI-Vorherrschaft zwischen China und den USA ist in der letzten Jännerwoche voll ausgebrochen. Das bestätigt in meinen Augen den Megatrend KI und unterstreicht seine Bedeutung als Zukunftstechnologie:

Die Turbulenzen um das chinesische KI-Start-up DeepSeek hatten am Montag (27.1.2025) Besorgnis betreffend der hohen Bewertungen der US-Tech-Branche ausgelöst. Denn DeepSeek gab an, sein KI-Modell mit viel weniger Rechenleistung und Kosten trainiert zu haben. Allein die Behauptung löste an der Börse die Sorge aus, dass die Erwartungen an das künftige Wachstum bei Nvidia zu hoch sind. Nvidia’s Börsenwert fiel daraufhin am Montag um rund 600 Milliarden Dollar, die Aktie ging mit einem Minus von rund 17 Prozent aus dem Handel. Am Dienstag hatten sich der S&P 500 und Nasdaq 100 schon deutlich von den Verlusten erholt. Der DAX hat inzwischen sogar bereits ein neues Allzeithoch erreicht. 

Dominiert nun die Angst dem Markt oder herrscht schon wieder Euphorie? Ich finde eine Nachdenkpause schadet dem Markt absolut nicht. Ich bleibe als langfristig orientierter Anleger aber vom Megatrend KI überzeugt. Die DeepSeek-Turbulenzen könnten sich letztendlich als kurzfristige Aufreger erweisen. Der Rücksetzer wäre in diesem Fall  eine Kaufgelegenheit (Motto: „buy the dip“).

Der Cyberangriff tags darauf, der das chinesische KI-Start-up DeepSeek erschütterte, lenkt die volle Aufmerksamkeit nun auf Cybersicherheit. Das könnte eine Anlagechance eröffnen und den den Auftrieb des ganzen Cybersicherheit-Sektors beschleunigen. Um von der steigenden Nachfrage nach IT-Sicherheitslösungen zu profitieren, eignet sich neben den bekannten Playern wie Fortinet oder Crowdstrike auch die Investition in einen ETF, der einen Cybersecurity-Index abbildet, der die führenden Player der Branche beinhaltet. So bietet sich für alle eine Möglichkeit, um von diesem Wachstumsmarkt  zu profitieren.

4. Vorläufiges Rechercheergebnis zu den Emotionen die den Markt bestimmen

Die Frage ist, beherrschen Gier oder Panik den Markt und was bedeutet das für unsere Veranlagung. Eine nützliche Quelle ist für mich hier der CNN Fear&Greed-Index, den ich schon öfter zitiert habe. Der Index zeigt aktuell, dass die Angst zurück ist. Es ist wohl nicht nur die Angst vor einem Wiederanstieg der Inflation und Zinserhöhungen. Auch Trump und zahlreiche geopolitische Konflikte sorgen für Verunsicherung. Ein Beispiel für die Nervosität an den Märkten, ist der oben beschriebene drastische Kursverfall am Montag (27.1.2025), den ich oben beschrieben habe.

Mir ist Angst aber immer lieber als Gier. Ich als langfristiger Anleger verstehe solche Situationen als Chance. Die Angst hält die kurzfristig orientierten Spekulanten fern und reduziert tendenziell die Crashwahrscheinlichkeit. Im Falle von Übertreibungen nach unten bieten Konsolidierungsphasen langfristig orientierten Anglerinnen und Anlegern hervorragende Einstiegschancen, die dann wieder die Basis für zukünftige Erfolge bilden können (Motto: „buy the dip“). Börsenweisheiten sind konzentriertes Erfahrungswissen. Nicht umsonst lautet eine solche sinngemäß: „Ein Aufwärtstrend stirbt in Euphorie und nicht in Angst“. 

Die Börse ist und bleibt der magische Ort, wo man vom Erfolg eines Unternehmens profitieren kann, ohne selbst ein Unternehmen gründen zu müssen. Selbstverständlich trägt man umgekehrt auch das Risiko für Misserfolg mit. Die Chance auf einen Volltreffer steigt mit angemessener Diversifikation und langfristigem Zeithorizont. Gleichzeitig sinkt das Verlustrisiko. Eine solche Strategie kann auch für dich der Schlüssel für nachhaltigen Anlageerfolg sein. Wie das funktioniert, kannst auch du bei finconaut lernen.

Trump ist ja bekannt dafür, die Kursentwicklung an den Börsen als persönlichen Erfolgsmaßstab und Bestätigung seiner Politik zu betrachten. Er wird daher immer ein Auge auf die Börsenentwicklung werfen und wird vermutlich einen grundsätzlich „börsenfreundlichen“ Kurs einschlagen. Trump befeuerte zum Amtsantritt auch gleich die Börsen mit großen Ankündigungen (z.B. 500 Mrd. Stargate-Projekt). Er wird aber auch liefern müssen. Diese Woche bekamen wir einen ersten Vorgeschmack davon, welche Volatilität durch von Erwartungen getriebene Börsen entstehen kann. Es ist zu befürchten, dass wir in diesem Jahr noch mehr davon erleben werden.

 

Mein Fazit:

Ich schätze die Crashwahrscheinlichkeit aktuell eher als gering ein. Nicht zuletzt, weil die enormen Kurssteigerungen der vergangenen beiden Jahre nicht wie vor anderen Crashs nur von Euphorie und überzogenen Erwartungen getragen waren, sondern weil die Kurssteigerungen durch das Gewinnwachstum in aller Regel gut abgesichert sind.

Die Börse ist keine Autobahn zum Reichtum. Bei allem Optimismus muss ich trotzdem warnen.

Die Bereitschaft zum Verkauf ist angesichts großer Unsicherheiten gerade nach zwei ungewöhnlich hohen Gewinnjahren groß. Gewinne realisiert man immer bereitwilliger als Verluste. Zum anderen haben „Schwarze Schwäne“ die Eigenschaft, unvorhersehbar und überraschend aufzutauchen.

Sicherheit darf natürlich ihren Preis haben. Es ist immer sinnvoll, auf etwas Performance zu verzichten und dafür ruhiger zu schlafen. Besonders in Zeiten großer Unsicherheiten.

Die Börse ist der Ort, wo man sich am Erfolg eines Unternehmens beteiligen und davon profitieren kann, ohne selbst ein Unternehmen gründen zu müssen. Eines sollte man aber im Bewusstsein behalten: „Nix ist fix“.  Oder wie es Kostolany formulierte: „An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil“. Die Rahmenbedingungen können schließlich auch deutlich anders sein als angenommen. Das beste Rezept, um sich vor dem Unvorhersehbaren zu schützen, ist eine angemessene Diversifikation, d. h. in unterschiedliche Assetklassen und Regionen investieren und auch innerhalb der Assetklassen die Risiken zu streuen. Wenn man also nicht alle Eier in einen Korb legt, schützt man sich vor bösen Überraschungen, liegt nie völlig falsch und schläft ruhiger. Auch wenn Sicherheit in manchen Jahren Performance kostet. Das ist eben auch der Preis. Man darf nicht zu zaghaft und nicht zu gierig sein. Abgerechnet wird erst am Schluss. Und das Ziel ist nicht, ein Strohfeuer zu entzünden, sondern über Jahre kontinuierlich erfolgreich vorzusorgen. Optimieren lässt sich die Performance, indem man die Gewichtung im Rahmen eines sog. „Portfolio-Rebalancings“ regelmäßig (mindestens jährlich) überprüft und bei Bedarf an die wahrscheinlichsten Erwartungen anpasst.

2025 könnte einige Herausforderungen bereithalten. Bei aller Unsicherheit kann man aber folgende  Feststellung machen: „In the long run markets tend to return to the mean“. Das bedeutet, dass die Märkte dazu tendieren, sich dem langfristigen Mittelwert anzunähern. Diese Feststellung bezieht sich sowohl auf Preise und KGV, als auch auf die Assetklassenrendite insgesamt.

Ich kann nur immer wieder zu weniger Emotionen und mehr Realismus raten. Der langjährige Durchschnitt der Aktienrendite beträgt etwas über 7 %. Das ist ein stolzer Wert. Bedenkt man aber, dass in den vergangenen beiden Jahren die Rendite über 20 % lag, wird deutlich, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Das bedeutet allerdings nicht, dass es nicht auch 2025 eine zweistellige Aktienrendite geben kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, nimmt aber ab und das Chance-Risiko-Verhältnis verschlechtert sich. Cash-Reserven zu halten und Diversifikation über Regionen und Assetklassen macht somit einfach Sinn.

Auch wenn ich davon ausgehe, dass das nächste Jahr von starken Schwankungen geprägt sein wird, werde ich auch 2025 investiert sein.

Die Rally der vergangenen beiden Jahre war von den Kurszuwächsen der großen Tech-Konzerne (Magnificent 7) getragen. Die Erwartungen bleiben hoch, 2025 könnte es zu einem Favoritenwechsel kommen. Nach einer langen Durststrecke trauen viele Anleger*innen Aktien aus der 2. Reihe (sog. Nebenwerte oder Small & Mid Caps) ein Comeback zu. Nebenwerte haben viel Aufholpotenzial und eine gute Chance, zu den Profiteuren des Jahres 2025 zu gehören. Neben Investitionen in Einzelaktien gibt es natürlich auch die Möglichkeit, beispielsweise mittels Fondsprodukten zu investieren. Ein international viel beachteter Index ist der 2000 US-Nebenwerte umfassende „Russell 2000“. Wer die Meinung teilt und an ein Comeback glaubt, kann so breit gestreut von der guten Wahrscheinlichkeit auf Kursgewinne bei US-Nebenwerten profitieren. Auch Fondssparpläne sind eine gute Möglichkeit, um von der Börsenentwicklung zu profitieren. Besonders für diejenigen, die sich aufgrund ihrer Einkommenssituation beim Sparen und Investieren schwertun. Obwohl die Sparquote von Frauen höher ist als die von Männern, ist doch das durchschnittliche Einkommen von Frauen immer noch geringer. Deshalb zählen leider immer noch viele Frauen zu dieser Gruppe. Das macht die Vorsorge natürlich schwieriger, aber umso notwendiger!

Zurück
Zurück

Die Anatomie von Hypes

Weiter
Weiter

Jahresrückblick 2024